Waschbären Marder und andere Beutegreifer

Von: Harald von Fehr – UT-UD [harald.von-fehr@tierschutz-union.de] Gesendet: Dienstag, 7. November 2006 00:18
An: ‚TLZ.R.Chefredaktion‘
Betreff: Waschbären, Marder und andere Beutegreifer
Unabhängige Tierschutz – Union Deutschlands

Tierrechtsvereinigung zum Schutz der Tiere vor Mißbrauch

angeschlossen bundesweit tätige Tierschutzorganisationen, Initiativen und Einzelpersonen,

deren Arbeitsgebiet im karitativen und politischen Wirken für die Rechte der Tiere liegt

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Marienstraße 14

99423 W e i m a r Gotha, den 06.11.2006

Pressemeldung zur Jagd auf Waschbären, Marder und andere Beutegreifer

Sehr geehrte Frau Krüger,

in Erwiderung des Artikels „Waschbären immer öfter vor der Flinte“ vom 06.11.2006 und aus aktuellem Anlaß zum Beginn der kommenden Jagdsaison, erlauben wir uns Ihnen eine Stellungnahme zur Jagd aus der Sicht von Natur- , und Tierschützern sowie der überwiegenden Mehrheit der Menschen in unserem Lande zu übermitteln, in der Annahme, daß Sie uns, ebenfalls wie die Jäger und deren Fürsprecher, zu Worte kommen lassen und unsere Argumente veröffentlichen.

Waschbären, Marder und andere Beutegreifer

Die Jagd auf Waschbären, Marderhunde, Fuchs und Co. ist mit nichts zu begründen

Wenn man das alles aufzählen wollte, was Jäger vor die Flinte bekommen (TLZ v. 6.11.06) wäre es eine immens lange Liste, von jagdbaren und nichtjagdbaren Tieren, Haustiere und Menschen mit eingeschlossen.

So wurden allein nur in Thüringen in der vergangenen “Jagdsaison“ von Jägern nicht „nur“ 33.000 Rehe, 25.000 Wildschweine, 11.000 Mufflons und 950 Rothirsche erlegt, nein auch unsinnigerweise 2.700 Waschbären, 56 Marderhunde, 27.000 Füchse und 10.000 Rabenkrähen und Elstern getötet. Bereits bei dieser Aufzählung wird die Widersinnigkeit des Verhaltens deutscher Jäger zur Gewißheit. Da brüsten sie sich damit, daß sie über Tausend Mufflons abgeschossen, verschweigen jedoch, daß sie selbst diese Tiere ins Land gebracht, um ein breiteres „Beutespektrum“ zu haben. Ebenso verhält es sich mit dem sogenannten „Jagdfasan“.

Erst durch die unsinnigen Abschüsse von heimischen Beutegreifern erhielten Waschbär und Marderhund die Chance sich hier anzusiedeln. Freigewordene Fuchsreviere durch den Abschuß werden schnell durch einwandernde evtl. kranke Füchse bzw. Marderhunde besetzt. Der sogenannte „erhebliche Schaden“, den Waschbären anrichten, wie ihn das Agrarministerium bezeichnet, läßt sich leider überwiegend lediglich nach vertilgten Schnecken und anderem Kleingetier beziffern. Wirklich nachgewiesene Schäden kann auch das Thüringer Ministerium nicht vorweisen.

Wildbiologische Gutachten haben durch jahrelange Forschungsarbeit ergeben, daß weder Füchse noch Rabenkrähen und Elstern am Niedergang von Bodenbrütern (Gelegeraub bei Vögeln findet in der Bevölkerung stets Gehör) maßgeblichen Anteil haben – doch behauptet wird es immer wieder.

Fazit: Jeglicher Abschuß von Beutegreifern ist mit nichts zu rechfertigen. An den jährlich kaum zu bewältigenden Populationen der Feldmaus erkennt bereits der Laie, daß hier etwas aus dem Lot läuft. Wenn dann diese Bestände durch barbarisch wirkende Gifte reduziert werden, die so ganz nebenbei auch andere teils strenggeschützte Wildtiere mit in den Tod reisen, wird der Unsinn des Beutegreiferabschusses, bei denen die Feldmaus ganz oben auf der Speisekarte stehen, offensichtlich.

Auch daß die Populationen von Wildschweinen erst durch den Eingriff von ihnen so immens ansteigen, verschweigen die Jäger. Ebenso propagieren sie nicht, daß deutschlandweit jährlich über 5 Millionen Wildtiere durch ihre Hand sterben. Die etwa 300.000 Hauskatzen und 40.000 Hunde sowie jährlich etwa 40 Menschen, die ihr Leben durch Jäger verlieren, nur am Rande erwähnt.

Es wäre folglich für unsere Tier – und Umwelt der größte Segen, würde die Jagd, das Überbleibsel einer längst verstrichenen Zeitepoche, ganz abgeschafft und die Natur, wie bereits in Habitaten wie in der Schweiz, in Nord – und Mittelitalien sich selbst überlassen würde. Es gäbe keine Populationsprobleme und ebenso wenig Verbißschäden in unseren Wäldern.

Doch solange es noch jagdgeile Politiker gibt, werden wir wohl noch mit den hausgemachten „Naturproblemen“ konfrontiert werden. Jäger werden auch den Menschen noch lange vorgaukeln, daß es sie geben muß, um regulierend in unserer ausgeräumten Kulturlandschaft einzugreifen.

Die Jagd als ein Relikt aus der Zeit der Menschwerdung, wird wohl noch so lange Bestand haben, so lange es Menschen gibt, deren größte Lust es ist, andere Lebewesen zu töten.

Harald von Fehr, Gotha
Unabhängige Tierschutz-Union Deutschlands

Für die Veröffentlichung bedanke ich mich bereits jetzt

mit den besten Grüßen

Harald von Fehr, Kooperationsleiter